Matthias unschuldiges Opfer aus Neudorf

14.08.2021

Zu dieser Geisterstunde, waren einige Trommlerinnen vom vorherigen Kurs dageblieben und begleiteten die Sprechstunde. Du kannst dir sicher vorstellen, dass eine lustige und stimmungsvolle Energie in der Wolfshütte vorherrschte und "Ruck Zuck" war es 20 Uhr und der erste Geistergeselle nahm am Stuhl Platz.


Dieses Mal waren wieder viele Geister des Landes, auf der Wiese vor der Wolfshütte versammelt und es "wurlte" regelrecht. Es schien gerade so, als hätte meine neue Geistertrommel, die ich direkt aus den Kongo hatte, sie gerufen. Die Trommel ist handgearbeitet, schwarz mit Schnitzereien und obendrauf thront die Göttin Hela und der Runenschwarm. Sie ist mit mir verbunden und wurde rituell zum Leben erweckt, um durch die Welten zu Reisen. Ja und das tat SIEEEE. Wunderbar♥!

So nun denn, lass mich dir erzählen.

Die Stimmung war sehr herzlich und auch der Geist, ein junger Mann 34 Jahre alt, gut gekleidet und frisiert, schien sehr ausgelassen und herzlich. Er war von sehr schlanker Figur und hatte wunderschöne grünschimmernde Augen. Dieses Mal schien es so als bekommen wir alle ein völlig anderes Bild von ihm. Er sah mehrmals ganz anders aus, rothaarig mit Brille und einer Zahnfehlstellung oder als junger 14- jähriger Bursche.

Er erzählt uns, dass er 1965 gestorben sei und er in Neudorf wohnte, es war sehr schwierig ihn zu verstehen, da er wild durcheinanderwirbelte. Auch seine Gesichter wechselten ständig und er tischte uns die wildesten Geschichten auf, teilweise wirkte er auch sehr aggressiv.


Nun denn, so geht das natürlich nicht und ich ermahnte ihn Rücksicht zu nehmen, da er ja den Platz jemand anderen wegnahm, der uns auch wirklich brauchen würde. Ich bat ihn darum die Wolfshütte zu verlassen, es sei denn er würde uns seine wahre Geschichte erzählen und er wäre auch bereit dazu.

Nach langem änderte sich sein Aussehen und die Stimmung wurde ernster. Nun konnten wir hinter dem ganzen Geschwurbel schauen und erkannten einen verletzten 14- jährigen Buben, der sehr traurig war.

Ich sah ihn in einem kleinen, grau-weißen Haus, mit grünen Fensterrahmen, Arm in Arm mit seiner Mutter stehen. Sie war klein und zierlich, aber durchaus sehr hübsch anzusehen, mit ihren blonden Locken. Ernestine hieß sie und sie war eine hart arbeitende Frau. Er sah sehr glücklich aus und auch seine Mutter wirkte so, als sei sie sehr stolz auf ihn. Er erzählte, dass sein Vater kurz nach seiner Geburt gegangen wäre und er der Mann im Hause sei und während er dies aussprach, drückte er seine Mama von ganzen Herzen an sich. Ein wunderschönes Bild!

Doch das Bild blieb nicht so, es zog wieder ein Schleier darüber. Er zeigte mir ein Bild, indem er bei der Tür reinkam und seine Mutter gerade von einem "Freund" vergewaltigt wurde. Es war der reichste Bauer weit und breit und nahm sich das Recht heraus, sie zu nehmen. Matthias wollte seiner Mutter helfen und ging auf ihn los, jedoch zog dieser ein Messer und verletzte Matthias schwer am Hals. Dieser verblutete in der Küche, am knorrigen Holzboden.

Der Mann ließ seine Leiche verschwinden, es wurde erzählt, dass er weggelaufen war. Er zeigt mir ein Bild von seiner Mutter wie sie die blutverschmierten Holzdielen schruppt. Sie war dazu gezwungen mit dem Mörder ihres Sohnes zusammen zu leben. Eine Hochzeit folgte und Matthias Mord wurde nie verfolgt.


Auf die Frage, ob er noch Geschwister hätte, gibt er keinerlei Auskunft und auch mein Pendel verstummt.

Jetzt spürte ich, dass es so weit ist, seine Mutter zu ihm zu holen, denn sie war bereits in der Geisterwelt. Ich fühlte, wie er auf Abwehr ging und viele Gefühle in ihm hochkamen. Einerseits vermisste er sie so sehr, andererseits machte er ihr Vorwürfe und war wütend, dass sie einfach so weiterlebte.

Sie kam auf meine Bitte zu uns in die Wolfshütte, nach kurzer Scheu und Angst umarmten sie sich schließlich. Beide weinten bitterlich und sie sprachen miteinander. Sie erzählte ihm, dass es nicht die erste Vergewaltigung gewesen wäre und sie damals schwanger war. Das war auch der Grund, warum sie nach seiner Pfeife tanzen musste, wie alle im Ort. Es flossen sehr viele Tränen und irgendwann bemerkte ich plötzlich, wie sie weg waren. Der garstige Bauer aber von damals, lebt bis heute noch mit seiner Sünde in Neudorf.

Tja wie immer nach der Geisterstunde wird geräuchert und die Wolfshütte von Energien gereinigt und auch wir Hexen verarbeiten danach die Eindrücke und die traurigen Geschichten. Wir schicken mit dem Rauch liebevolle Botschaften an die Geister des Landes.

Ja auch wir werden eines Tages wieder eine Zeitlang ohne Körper durch die Welten wandern, bedenke dies, es bleibt nichts verborgen und ungesühnt. Lebe mit dem Bewusstsein, dass wir ewig leben und wir mit unseren Liebsten verbunden bleiben.

Die HabichtHex